Die Geschichte der
Schützengesellschaft Hainholz v. 1908 e.V.
… oder wie alles begann
In der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Schützengesellschaft Hainholz v. 1908 ist zu lesen, dass die Gründungsversammlung im Gasthaus des Schützenbruders Heinrich Schmedes stattgefunden hat, und zwar genau am 24. August des Jahres 1908. Die Gründer waren die Brüder Friedrich und Hermann Barnstorf, Karl Biermann, Fritz Gottschalk, Harry von Hasseln, Fritz Klingenberg und Louis Wöhleke. Alles Hainhölzer Bürger und Geschäftsleute, die wohl auch ein Garant dafür waren, dass die Gesellschaft so einen regen Zulauf gehabt hat, so dass man im darauffolgenden Jahr schon 30 Schützen in schmucken Uniformen zum Ausmarsch schicken konnte mit Karl Biermann als Schützenkönig.
Erst 1910 - so ist aus den Überlieferungen zu erfahren - wählte man einen 1. Vorsitzenden und zwar fiel die Wahl auf Otto Rosenkranz, der die Geschicke der Gesellschaft bis zum Jahre 1936 leitete und zwar durch alle Höhen und Tiefen; denn in diese Zeit fiel auch der 1. Weltkrieg, der auch die Reihen der Schützen nicht verschonte und zudem kam einige Zeit nach dem Krieg auch gleich die Inflation, die das gesamte Deutsche Volk bettelarm machte. Das darunter auch unsere Gesellschaft gelitten hat, bedarf wohl keiner Frage. Es führte auch dazu, dass die beiden Brudervereine in Hainholz, nämlich die Bürgerschützen und unsere Gesellschaft sich zusammentaten und fortan die Schützengesellschaft Hainholz bildeten.
Schließlich überwand man die Misere des 1. Weltkrieges und konnte im Jahre 1928 den ersten Bruchmeister für das Hannoversche Schützenfest stellen. Manchem Leser ist sicher noch Hans Hormann bekannt, der in dieser Zeit alle Kriterien eines Bruchmeisters erfüllte, nämlich ledig und unbescholten zu sein. In dieser Zeit nach dem 1. Weltkrieg hatte man noch einen Nachholbedarf und so muss es bei den Schützen nicht nur den Schießsport gegeben haben, sondern man pflegte auch die Geselligkeit, die dazumal noch ganz groß geschrieben wurde. Dies alles kam zum Erliegen durch den 2. Weltkrieg und die damit zusammenhängenden Verbote. Man verlor bei Bombenangriffen alle Trophäen und Schilder, ja sogar die Fahne, die man im Jahre 1911 noch aus reichlich fließenden Spenden anschaffen konnte; es war eben noch die viel besungene „Gute Alte Zeit“! Das Vereinslokal des Schützenbruders Fritz Gottschalk wurde ausgebombt und somit war alles dahin. Auch unter den Schützenbrüdern waren zahlreiche Opfer zu beklagen und hatte die Reihen stark gelichtet.
Nachdem dann aber die Trümmer in unserem Vaterland wieder aufgeräumt waren, entschloss sich die damalige Militärregierung, die Verbote zu lockern und Gesellschaften wieder zuzulassen. Das war für unseren 1936 gewählten 1. Vorsitzenden Willi Albert das Signal, einige Schützenbrüder aus der Vorkriegszeit wieder zu mobilisieren und so langsam den Wiederaufbau der Gesellschaft zu beginnen. Er verstand es, mit seinen Mannen in einzigartiger Pionierarbeit und mit seinem ihm eigenen ldealismus die Gesellschaft bis zum Jahr 1964 zu führen, und viele wissen aus dieser Zeit, dass er Erfolg hatte und die Gesellschaft mitgliederstark machte und ihr Ansehen in Hannover verschaffte.
Das 1. Stadtschild nach dem Krieg wurde 1950 von unserem damaligen Oberschießmeister Walter Nettelmann sen. errungen. Viele dieser begehrten Schilde konnten seitdem in unserer Gesellschaft Einzug halten - wir werden die Glücklichen noch namentlich an anderer StelIe erwähnen – aber dieses waren natürlich für unsere Gesellschaft wichtige Ereignisse und eine große Freude.
Die ersten Schießerfolge nach dem Krieg hatten wir unserem Mitglied Fritz Houghton zu verdanken, er konnte uns damals als Schausteller die Gewehre zur Verfügung stellen, die wir für unseren Schießbetrieb dringend brauchten und ohne die wir einen Schießbetrieb gar nicht hätten gestalten können; dafür waren wir ihm dankbar. Er war auch in der Folgezeit mit seiner Frau Lilly jahrelang unser Festwirt bei Hainhölzer Schützenfesten.
Die 1. Fahne nach dem Krieg wurde uns durch die Familie Willi Siegmann im Jahr 1950 gestiftet und 1951 fand dann auch das 1. Hainhölzer Schützenfest bei Masche in Schmedes-Gasthaus statt.
Im gleichen Jahr gründete unser Schützenbruder Fritz Jacob eine Jungschützenabteilung. Er hat als Jugendleiter wirkliche Pionierarbeit geleistet, denn aus dieser Zeit sind zahlreiche Schützen hervorgegangen, die heute noch zu unseren Mitgliedern zählen, jedoch inzwischen schon zu den Senioren gehören.
Dabei ist hervorzuheben, dass es auch Fritz Jacob war, der die 1957 gegründete Damenabteilung zu ihren ersten Erfolgen geführt hat, er hat uns nämlich – wie man heute zu sagen pflegt – Waffenkundeunterricht gegeben; denn wir mussten ja erst lernen, wie man ein Gewehr zu halten hat.
Ja, die Damenabteilung, die inzwischen fast 50 Jahre besteht, hat natürlich auch ihre Erfolge gehabt und doch weitgehend zum Vereinsbild der heutigen Zeit beigetragen. Sie ist auch mitgliedermäßig stetig gewachsen und prägt auch im Vorstand das Vereinsgeschehen mit.
1965 übernahm Gerd Ackermann den Vorsitz unserer Gesellschaft; Willi Albert legte aus gesundheitliche Gründen sein Amt in jüngere Hände und Gerd führte die Geschicke unserer Gesellschaft - bis auf eine dreijährige Pause, in der Ferdinand Schinkel von 1974 - 1977 den Vorsitz übernahm - bis zum Jahr 1985.
In dieser langen Zeit hatten wir viele Erfolge zu verzeichnen und nahmen einen steten Aufschwung. Da zeitgleich im Jahr 1965 auch das Bundesschießen in Hannover stattfand, konnten von unseren Schützenschwestern und -brüdern viele am Bundesschießen teilnehmen. Das Glück war uns hold; denn unsere unvergessene Schützenschwester Margret Brandes wurde Bundesprinzessin und unser Schützenbruder Dieter Jopp konnte als 1. Preisträger einen Opel-Kadett mit Heim nehmen; außerdem holte er sich noch ein Stadtschild; insgesamt konnten wir uns 8 Mal platzieren und waren damals der erfolgreichste Verein.
Auch der Besuch der englischen Königin fiel in dieses Jahr und mancher Hainhölzer kann sich sicher noch erinnern, mit einer Fackel in der Herrenhäuser Allee aus diesem Anlass Spalier gestanden zu haben.
m Jahr 1966 fand anlässlich des Hainhölzer Schützenfestes das 1. Volksschießen bei uns statt und die ersten Volkskönige waren Marlis Rohlof und Arno Hellwig; dieser Brauch ist bis zum heutigen Tage erhalten geblieben und die Spendenfreudigkeit der Hainhölzer – Geschäftsleute und selbstverständlich auch Vereinsmitglieder – ist ungebrochen.
1967, rechtzeitig zum Hainhölzer Schützenfest, konnte erneut eine Fahne angeschafft werden. Unsere alte Fahne war brüchig und musste geschont werden, damit wir sie noch bei besonderen Anlässen mitführen konnten. Von schwerer Krankheit gezeichnet, konnte unser damaliger Ehrenvorsitzender Willi Albert diese neue Fahne noch weihen und uns damit einen letzten Liebesdienst erweisen; denn einige Wochen später nach dem Hannoverschen Schützenfest mussten wir ihn leider zur letzten Ruhe begleiten.
1968 – zum 60. Geburtstag unserer Gesellschaft konnten wir insgesamt 6 Stadtschilder nach Hainholz holen, außerdem errang unsere Seniorenmannschaft einen Schützenhauspokal, das konnten wir dann im Jahr 1971 noch einmal wiederholen, jedoch ohne Pokal. Aber das waren natürlich Erfolge, die jedes Schützenherz höher schlagen lassen.
Auch die Zahl der Bruchmeister, die unsere Gesellschaft im Laufe der Zeit stellen konnte, mehrt sich; und zwar waren es im Jahr 1960 (nach dem 2. Weltkrieg das 1. Mal) Horst Matthes, 1962 Fritz Helmke und 1969 waren es sogar 2 Bruchmeister aus unserer Gesellschaft, nämlich Franz Bleisch und Günther Müller, 1980 Hartmut Kowalski, 1992 Michael Gliesmann und 2000 Dr. Andreas Henne.
Seit 1969 gibt es übrigens immer zum Hainhölzer Schützenfest beim Umzug durch den Stadtteil ein Platzkonzert vor der Hainhölzer Marienkirche. Bei einem solchen Platzkonzert wurden übrigens 1977 die 3 Birken – im Volksmund „Schützenbirken” genannt – gepflanzt.
Seit 1973 gibt es bei den Herren eine Königsscheibe aus Holz – gestiftet von unserem damaligen Vereinswirt Werner Eilers – und seit 1982 – dem 25jährigen Bestehen der Damenabteilung gestiftet von Manfred Knopf – gibt es bei den Damen eine Königsscheibe, die natürlich ganz zünftig angenagelt werden und zwar bei einem Umtrunk und mit einem deftigen Frühstück.
Im Jahr 1982 gewann erstmals eine Schüler-Mannschaft unserer Gesellschaft das „Grüne Band“ und seitdem gibt es auch bei der Damen-Altersklasse fast regelmäßig ein „Grünes Band”, darüber war man seitens der Schützen so erfreut, dass sich die Schützenbrüder Gerd Ackermann, Helmut Brandes, Hans Gerlich und Reinhold Henkel zusammentaten, und für die Damenabteilung – rechtzeitig zum 25jährigen Bestehen derselben – eine Standarte spendeten und überreichten.
Zum darauffolgenden Hannoverschen Schützenfest sicherten sich die Hainhölzer wieder einmal 4 Stadtschilder. Die Schützenklasse errang einen Schützenhauspokal und beim Ausmarsch des Hannöverschen Schützenfestes konnten wir uns den Pokal für den besten Marschblock sichern. Darauf waren wir natürlich sehr stolz.
1986 legte Gerd Ackermann seinen Vorsitz nieder und meinte, jetzt seien andere an der Reihe und Eva-Maria Gentsch übernahm dieses schwere Amt. Wir ernannten ihn zum Ehrenvorsitzenden unserer Gesellschaft und waren ihm dankbar für die geleistete Arbeit. Eins aber hatte er noch angeleiert, nämlich, dass wir am Klubhaus des Vereins für Volkssport, im Einverständnis mit der Landeshauptstadt Hannover einen Schießstand mit Clubraum anbauen konnten. Seitdem haben wir unsere Heimat in der Voltmerstraße 56 C.
Wir weihten diesen Schießstand im Kreise von befreundeten Vereinen mit einem Einweihungsschießen Ende April/Anfang Mai 1990 ein. Und eine offizielle Einweihung mit Honoratioren aus Politik, Stadt und Präsidium des Verbandes sowie aus Vereinen mit einem Umtrunk und Imbiss erfolgte im September 1990. Man gratulierte uns ganz herzlich und wir waren glücklich, das alles geschafft zu haben, vor allem auch in mancher Stunde Eigenleistung.
Dennoch gab es im nachhinein – wie man in der Zeitung schrieb – Turbulenzen im Vereinsleben, die schließlich zu einem Austritt von Gerd Ackermann und auch Eva-Maria Gentsch führten. Und so mussten sich die Mitglieder in einer außerordentlichen Versammlung um einen neuen Vorsitzenden bemühen.
Zunächst kommissarisch und dann durch Neuwahl stellte sich unser Schützenbrüder Helmut Brandes als 1. Vorsitzender zur Verfügung und leitete vom Juli 1992 bis zum Januar 2001 die Geschicke der Gesellschaft. Seine Amtszeit begann, durch die vorangegangenen Turbulenzen, schwierig. So ist es sein besonderer Verdienst, im Laufe seiner Tätigkeit den Verein wieder zu einer harmonischen Familie zusammengeschweißt zu haben. Seine Verdienste wurden im Jahr 2001 mit der Präsidentennadel des Niedersächsischen Sportschützenverbandes als besondere Auszeichnung, die es zum Zeitpunkt der Auszeichnung erst zweimal in Niedersachsen gab, gewürdigt. Als weiteres wurde er 2002 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die schießsportlichen Erfolge – wie Stadtschilder etc. – blieben auch nach dieser Zeit nicht aus, nur leider verloren wir durch den Tod einen großen Förderer und Freund unserer Gesellschaft, nämlich unseren Schützenbruder und Bundesminister a.D. Egon Franke im Jahr 1995.
Am 27.08.2002 verloren wir leider unseren treuesten und somit wohl auch ältesten Schützenbruder und Ehrenvorsitzenden Ferdinand Schinkel. Er gehörte seit dem 1.1. 1923 unsere Schützengesellschaft an und war stets ein Vorbild in Engagement, Wirken, Verantwortung und Verpflichtung. Er handelte stets zum Wohle des Vereins und wird auch im nachhinein das weitere Handeln des Schützenvereins beeinflussen.